Wenn das Herz zu schlagen beginnt

Ich wünsch' dir ein Brautkleid aus Sauerteig/
Und auch ansonsten alles Gute

(Chanson vom Niederrhein)

Dieses kleine alltagsnahe Chanson hat es leider nie ins Radio geschafft. Schon gar nicht ins urcoole. Nächstes Jahr im Jänner feiert der österreichische Sender FM4, bei dem ich leider noch immer keine eigene Sendung habe, sein bereits 30. Jubiläum. Da staunt's, so alt schaut ihr auf einmal aus. Ich erinnere mich, als ich das erste Mal in Wien war und mir beim warm glimmenden Schein pulsierender Empfangsröhren FM4 nahegebracht wurde, Im Sumpf wahrscheinlich oder eine andere so kenntnisreiche wie verschrobene Sendung über Kunst, Musik, Literatur und Geschehen. Da ist man berauscht, wie der kleine Junge, der aus der Hamburger Provinz in die große Stadt kommt. FM4 war da natürlich längst etabliert, ein treuer Haushaltsbegleiter zehn Jahre nach dem herzzerklopften Senderstart, der damals ein Moment gewesen sen muss, als hätten sich die Türen gleich mehrerer finnischer Clubs für eine lange mit Trallala gequälte breite Öffentlichkeit geöffnet.



Instand crush für Sprecherin Angelika Lang, deren Stimme ich lange Jahre nur von Reisedokumentationen auf 3Sat kannte und die ich neben der leider früh verstorbenen Franziska Pigulla für die angenehmste im ganzen Gewerbe halte. Die Audioversion meines Debütromans würde ich jedenfalls von ihr einlesen lassen. Extra Punkt für das lässig ans Mischpult gepickte Kaugummi. So zu Hause muss man sich erstmal fühlen, wenn man gerade den Schieberegler aufzieht, der in derselben Sekunde die Radiolandschaft eines ganzen Landes verändern wird. Mir liefe ja das Wasser rauf und runter, aber ich bin eh sehr leicht sehr angespannt. FM4 höre ich heute noch oft übers Internet. Das Programm hat sich verändert, die Tagschiene ist deutlich kommerziell, und einige prägende Gestalten und Mitbegründer wie Martin Blumenau leben nicht mehr.

Frau Lang, von der es heißt, sie hätte damals 2000 Schilling die Woche für Platten ausgegeben (das war umgerechnet sehr viel Geld), lebt, nach dem, was ich vor Jahren las, nicht mehr in Wien, was erklärt, weshalb ich sie dort trotz aller Verbindungen und Kontakte nie getroffen habe. Also persönlich. Lassen wir es beim fernen Radiostimmenschwärmen.

>>> FM4

Radau | 21:28h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
frau eff - Donnerstag, 21. November 2024, 14:05
Ich persönlich habe ja eine unbehandelte Österreichallergie, wäre also nie auf die Idee gekommen, den Sender einzuschalten. Das Filmchen allerdings... Ihr crush ist nachvollziehbar. Können Sie eine Sendung aus dem aktuellen Programm empfehlen?

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kid37 - Donnerstag, 21. November 2024, 16:00
Ich muss da dankbar sein, dass man mir den vor Ort vorstellte. (Frau Lang leider nicht.) Der Player ist ebenfalls zu loben wegen der übersichtlichen Songliste. Für die Tagschiene bin ich aber zu alt (auch wenn da gerzeit Bands wie Wet Leg in der Rotation sind). Nach wie vor interessant und immer wieder überraschend ist der Sonntagabend mit den Sendungen Im Sumpf und Graue Lagune direkt im Anschluss (dann aber auch schon spät). Österreich hat sehr gute Kuchen - auch allergenfrei!

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frau eff - Donnerstag, 21. November 2024, 18:48
Wenn es "schon spät" ist, liege ich im Bett und schlafe. Aber dank der wunderbaren Erfindung dieses Internetzes, kann man ja auch morgens um sieben Nachtfunk (nach-) hören. Von diesem österreichischen Kuchen habe ich schon mehrfach gehört. Ebenfalls von der ihn umgebenden Gastronomie. Mal sehen, wohin die zukünftigen Reisen so führen.

Danke für die Sendungshinweise!

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liuea - Donnerstag, 21. November 2024, 21:10
Ach, da verdrück ich gleich ein paar Tränchen. Herrjemine.

(Sehr zu empfehlen ist auch Fivas Ponyhof, Davidecks und immer noch Zimmerservice.)

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kid37 - Donnerstag, 21. November 2024, 22:17
Ich weiß noch, wie ich als Teenager beim Kurbeln am Radio plötzlich John Peels Music auf BFBS entdeckte. (Britische Besatzungszone.) Die Welt war plötzlich eine andere. "Willkommen zu Hause", war bei FM4 als Versprechen sicher nicht übertrieben und ganz bestimmt prägend.

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fritz_ - Donnerstag, 21. November 2024, 23:13
Wie man "früher" (noch früher als oben :-)) vielleicht von abseitigen oder irgendwie kultigen Radio-DJs geprägt wurde, das kann man sich als mitteleuropäisches Blatt imWind gar nicht richtig vorstellen, aber wenn man mal zufällig die amerikanísche Popmusik ansieht (=allen voran die Rockmusik), ...

... begegnet man in den Songtexten der zugehörigen Zeit ziemlich oft den US-Piratensendern, die wohl aus Mexiko hereinfunkten, in Form von Anspielungen auf die Frequenzen, die Sender, die Sendungen, die Sendezeiten, die Moderatoren und alles Mögliche.

Ich merke mir so was nicht extra, aber denke, das halbe Schaffen von ZZ Top ist ganz anders flach, als man denkt oder nicht denkt.

Ich vergesse die konkreten Stellen schnell, aber da ist bei mir als mitteleuropäisches Sol-Ei doch was hängengeblieben aus Interviews, Sammlungen von Songtexten und sogar aus selbst angehörter Musik. (!!)

Der Test erfolgt mit ZZ Top. -->Mann, eh. Ich müsste die ganzen Links auf die Wiedergabelisten erneuern, weil der Computer neu ist.

Jetzt! Läuft der Versuch.

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sid - Donnerstag, 21. November 2024, 23:50

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